„Ungleichbehandlung ist Teil des Systems“

Im September war ich zu Gast im Unterbezirk Cloppenburg. Hier der Artikel, der dazu in der NWZ erschienen ist (http://www.nwzonline.de/cloppenburg/ungleichbehandlung_a_1,0,907553549.html). Danke nocheinmal an die Cloppenburger Jusos für den freundlichen Empfang und die spannende Diskussion!

Cloppenburg „Ungleichbehandlung und Geschlechterdiskriminierung sind nicht Schuld der Frau, sondern Teil des Systems.“ Zu diesem Ergebnis ist die stellvertretende Bundesvorsitzende der Jusos und bekennende Feministin, Katharina Oerder, bei der Vorstellung ihres Buches „Feminismus – Und morgen? Gleichstellung jetzt!“ in der Volkshochschule Cloppenburg gekommen.

Der Kapitalismus sei ein „patriarchales System“, das hauptsächlich von Männern geprägt, kontrolliert und repräsentiert werde, konstatierte die Diplom-Psychologin Oerder. Die Diskriminierung der Frau sei ein strukturelles Problem. „Frauen werden immer noch weitaus schlechter behandelt als Männer“, sagte sie vor rund 30 Zuhörern.

Ungleiche Bezahlung bei gleicher Arbeit, erschwerter Berufseinstieg für junge Akademikerinnen oder die Unvereinbarkeit von Beruf und Familie seien nur einige wenige Beispiele. Junge Frauen müssten gemeinsam die patriarchalen Strukturen aufbrechen. Nach Ansicht Oerders sei es daher vonnöten, dass sich die verschiedenen Strömungen des Feminismus zusammentäten, um wieder „schlagkräftig“ aufzutreten.

Stellvertretend für die Cloppenburger SPD bedankte sich Yvonne Moormann für einen „spannenden und rundum gelungenen“ Abend. „Wir werden in Zukunft öfter frauenpolitische Themenabende organisieren, um die gesellschaftliche Ungleichbehandlung zu problematisieren und das weibliche Profil der SPD zu schärfen.“ Die SPD solle wieder zur „ersten Adresse politisch aktiver Frauen werden“, so Moormann.

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Eine feministische Reise nach Israel und in die palästinensischen Gebiete

von Hanaa El Idrissi, Saskia Scheler und Marie-Luise Stallecker
erschienen im Juso-Update 12.2

Wir, eine 10-köpfige Frauendelegation der Jusos, haben uns Mitte Mai auf den Weg nach Israel und in die palästinensischen Gebiete begeben. Ziel der Delegationsreise war es, einen Eindruck von der dortigen Situation von Frauen und gleichstellungspolitischen Debatten zu erhalten, und uns mit unseren befreundeten Jugendorganisationen zum Thema Feminismus auszutauschen. Im Nahen Osten wartete ein vielfältiges Programm auf uns, das es ermöglichte, viele AktivistInnen und ihre emanzipatorische Arbeit in verschiedenen Bereichen kennenzulernen. Die ersten Tage verbrachten wir in Jerusalem.
Dort lernten wir das Willy-Brandt-Center und seine MitarbeiterInnen kennen. Im WBC durften wir bspw. Sahar Vardi kennenlernen, eine israelische Aktivistin, die uns von ihrer Zeit als Kriegsdienstverweigerin erzählte und uns einen Einblick in das Zusammenspiel von Militär und Patriarchat in der israelischen Gesellschaft gewährte.

Ein Highlight war für uns der Besuch des israelischen Parlaments, der Knesset. Nach einer Tour durch das Gebäude lernten wir Laura Talinovsky, Mitarbeiterin der Vorsitzenden von Labour, den Vorsitzenden von Young Meretz und eine Vertreterin der Labour Youth kennen. Ergänzt wurden diese Debatten später von unserem Treffen mit der Vorsitzenden von Labour Jerusalem, Esti Kirschmeier, mit der wir uns über die Schwierigkeiten junger
Politikerinnen in Israel und Deutschland austauschen konnten. Einen besonderen Eindruck hat bei uns eine Diskussion mit Laura Wharton hinterlassen, die sich als Stadtabgeordnete in Jerusalem gegen die von ultra-orthodoxen Gruppen geforderte Geschlechtertrennung in Bussen einsetzt. Insbesondere bildete die Frage nach der Trennlinie zwischen  Religionsfreiheit auf der einen und den Gleichheitsrechten aller auf der anderen Seite einen Kernbestandteil unserer Diskussion.

Auch auf palästinensischer Seite war es für uns wichtig, den Dialog mit unserer  Partnerorganisation Shabeebath Fatah zu suchen. In Ramallah diskutieren wir im Rahmen eines Worldcafes mit Vertreterinnen u.a. über die Situation von Frauen auf dem  Arbeitsmarkt und in der Politik. Emotional bewegend war ein Besuch im palästinensischen Hebron. Nach einem Rundgang gemeinsam mit TIPH (Temporary International Presence in the City of Hebron), trafen wir eine Aktivistin, die am Markt von Hebron eine Frauenkooperative gegründet hat. Bei unseren Gesprächen und Treffen mit AktivistInnen wurde immer wieder deutlich, dass sich Frauen in Israel, Palästina und Deutschland teilweise mit ähnlichen Problemen konfrontiert sehen – von ungleicher Bezahlung bis hin zu gesellschaftlichen Rollenzuschreibungen, die sie in ihrer Persönlichkeitsentfaltung
einschränken. Es war erstaunlich zu sehen, wie sehr sich die Wünsche, Ängste und die Wut junger Frauen in drei Kulturkreisen gleichen, die so oft als vollkommen unterschiedlich dargestellt werden. Wir hoffen, dass wir die Kontakte zu den VertreterInnen unserer befreundeten Organisationen auch über diese Reise hinaus aufrecht erhalten und uns auch in Zukunft über Fragen des Feminismus austauschen können.

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MIND THE GAP: Wikipedia & Gender

Vielen Dank an Johanna Niesyto für ihr Engagement zu Gender in Wikipedia und das Interview!

Wikipedia ist groß. Wikipedia ist mächtig. Manche nennen die bekannte Online-Enzyklopädie bereits die Wissensreferenz Nr. 1 unserer Zeit. Wenn aber 9 von 10 Wikipedianer_innen in einer Umfrage angeben, Männer zu sein, was bedeutet dies dann für die Präsentation und Repräsentation von Gender? Was bedeutet dies für die Ansprache von Personen verschiedenen sozialen Geschlechts? Und was bedeutet dies für gelebte Inklusivität? Sarah Stierch ist eine Wikipedia-Userin die genau diese Fragen stellt und warnt: „Mind the Gender Gap!“. Im Interview für den Rheinsalon erzählt sie, warum es mehr Frauen braucht, die nicht nur an der Wikipedia mitschreiben, sondern auch deren visuelles Erscheinungsbild und deren Kultur(en) verändern können und müssen.

Wikipedia is big. Wikipedia is powerful. Some call the well-known online encyclopedia the number 1 knowledge reference of our times. But if 9 out of 10 Wikipedians self-report in a survey that they are men, what does this mean in terms of performing gender as well as of gender representation? What does this mean in terms of addressing people of diverse social gender? And what does this mean in terms of the everyday of inclusiveness? Sarah Stierch is one Wikipedia user who is asking precisely these questions and she is warning: “Mind the Gender Gap!” In the interview for Rheinsalon she talks about why more women are needed to contribute to Wikipedia, how they can and should contribute by writing articles, but also by changing the visual appearance as well as the culture(s) of Wikipedia.

|||/Interview
Johanna:  Why do you call for more women to contribute to Wikipedia?

Sarah: Wikipedia’s mission is to provide the sum of all of the world’s knowledge, for free, to the world. How can we do that if only a portion of half of the world’s population, women, are contributing?

Johanna:  You are pointing to the survey which states that only 9% of Wikipedians are women. Can you tell us who conducted the survey and if users of all language versions were asked? Are there differences between the language versions?

Sarah: Every year the Wikimedia Foundation does a survey of its editors across languages. The survey is written in English, and then volunteers in the community translate it. The recent 2012 survey stated that across the board, women are approximately (still) 9% editors. That survey shows that language wise, there is little flucuation. Russia has the lowest reporting at approximately 6 percent. In English Wikipedia, it’s 15 percent, higher than any other reporting country. An interesting fact also – more women edit Wikipedia in the US than anywhere else. Weiterlesen

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Happy Birthday Gleichstellungsbericht!

Diesen Juni feiert der erste deutsche Geichstellungsbericht seinen ersten Geburtstatg. Ein zwiespältiges Datum für den Feminismus. Zwar finden sich haufenweise gute Vorschläge und konkrete Handlungsempfehlungen im Bericht: Ehegattensplitting und Mini-Jobs abschaffen. Feste Quoten in Vorständen und Aufsichtsräten einführen. Die Umsetzung dieser Vorschläge obliegen jedoch dem Bundesfamilienministerium – und die entsprechende Bundesministerin Kristina Schröder hat sich ja bisher noch nicht durch ihre fortschrittliche Gleichstellungspolitik hervorgetan.

Wie also geht es weiter mit dem Gleichstellungsbericht?

Weiter diskutieren lässt sich dieses Datum unter anderem morgen Abend (22. 6. 2012) in der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin. Als ReferentInnen sind unter anderem Prof. Dr. Ute Klammer, der Universität Duisburg-Essen, Elisabeth Niejahr, Redakteurin der ZEIT, Katrin Rönicke feministische Bloggerin bei Frau Lila sowie Renate Schmidt, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend a.D.

Hier geht es zur Einladung: http://www.fes.de/aktuell/documents2012/120621_Happy_Birthday_Gleichstellungsbericht.pdf

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Wider dem Alltagssexismus!

Dass Alltagssexismus und Street Harassment keine Seltenheit sind, wissen die meisten jungen Frauen bereits. Jetzt wollen sie sich wehren.

Wann immer Frauen oder Mädchen in gemischten Gesprächsrunden von ihren Erlebnissen mit sexueller Belästigung in der Öffentlichkeit oder Alltagssexismus erzählen fällt vielen Jungs nur noch die Kinnlade runter. Ein Mann setzt sich in der Bahn neben dich und holt sich einen runter? Klar, schon erlebt. Deutlich ältere Jungs die im Bus hinter dir sitzen streicheln dir mehrfach über die Haare. Klar, kenn ich auch. Nackte Männer die sich im Park in den Büschen verstecken und dich beobachten? Ebenfalls schon erlebt. Anzügliche Sprüch, angrapschen, Exhibitionismus, so gut wie jede junge Frau musste sich in ihrem Leben mit solchen sexistischen Handlungen schon auseinander setzen.

Aber viele Frauen wollen sich dies nicht länger einfach gefallen lassen müssen. In immer mehr Städten gibt es zum Beispiel Webseiten, auf denen Mädchen und Frauen ihre Erfahrungen und unangenehme Begegnungen mit Alltagssexismuss aufschreiben können. Dies soll einerseits den betroffenen Frauen und Mädchen zeigen können, „Du bist nicht allein mit deinen Erfahrungen“ und gleichzeitig eine Awareness für das Thema Belästigung im Alltag schaffen. In Deutschland gibt es zum Beispiel die Webseites http://berlin.ihollaback.org/ oder http://dresden.ihollaback.org/. Allein die Erfahrung, nicht allein mit solchen Erlebnissen zu sein und sich Austauschen zu können, kann vielen Frauen bereits weiterhelfen. Und vielleicht hilft es auch, wenn Männer einmal merken, dass solche Ereignisse nicht irgendwem irgendwo passieren, sondern in ihrer Stadt, auf ihrem Weg nach Hause, ihren Freundinnen, Bekannten, Schwestern.

Das diese Einrichtungen keine deutsche Erfindung ist (das erste Hollaback Blog wurde im Jahr 2005 von sieben Frauen und Männern in New York City ins Leben gerufen) in es diese mittlerweile in immer mehr Ländern gibt zeigt auch, dass Frauen in allen Ländern von Alltagssexismus und Belästigungen betroffen sind.

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Fakten zu geschlechter(un)gerechten Arbeitswelt

Wie unterscheidet sich die Erwerbsbeteiligung von Frauen und Männern in Deutschland? Wie lange Arbeitszeiten haben Mütter und Väter? Wie groß ist aktuell der geschlechtsspezifische Unterschied bei der Besetzung von Führungspositionen?

Wen diese Fakten interessieren kann sich freuen: Das neue WSI GenderDatenPortal ist online!

Unter http://www.boeckler.de/wsi_38957.htm gibt es Daten und Fakten zu geschlechtspezifischen Arbeitszeiten, zu Entgelt(un)gleichheit, Frauen in Führungspositionen sowie Erwerbsquoten von Frauen und Männern. Die Grafiken sind schick aufbereitet und gut verständlich. Zusätzlich werden Kurzanalysen der Ergebnisse sowie die genauen Daten präsentiert. Der Reiter „Recht“ weißt darüber hinaus auf die deutsche Rechtsgrundlage zu dem jeweiligen Feld hin.

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Demo gegen das Betreuungsgeld!

Wer von euch nächste Woche spontan in Berlin ist, ist herzlich eingeladen an der Demo gegen das Betreuungsgeld teilzunehmen. Warum wir das Betreuungsgeld ablehnen muss hier wohl kaum mehr erklärt werden (ein paar Texte dazu gabs auch im Rheinsalon: EU kritisiert Betreuungsgeld und Mär von der Wahlfreiheit)

Servus Betreuungsgeld – Pfiat´di Gleichstellung!

Aktion des Änder das-Bündnisses gegen das Betreuungsgeld

Am 6. Juni wird das Kabinett über den Gesetzesentwurf zum Betreuungsgeld entscheiden. Ein Gesetz, das Milliarden verschleudert, anstatt den Ausbau von Kita-Plätzen voranzutreiben. Das Frauen an den Herd bindet, anstatt die berufliche Weiterentwicklung zu fördern. Das  Kindern eine frühe Bildung versagt, anstatt das gemeinsame Miteinander zu unterstützen. Das Gesetz ist vor allem eins: Die Überstülpung des konservativen Weltbilds von Horst Seehofer auf alle Frauen in Deutschland! Und Merkel und Schröder machen als seine Marionetten dabei mit!

Doch das lassen wir nicht mit uns machen! Wenn Horst sagt: Servus Betreuungsgeld, schreien wir: Pfüati Gleichstellung! Sei auch du bei der Protestaktion dabei und stell dich diesem unsinnigen Gesetzesentwurf entgegen!

Treffpunkt: 6. Juni, 9.30 Uhr vor dem Kanzleramt

Aktionsbeginn: 10 Uhr

Was musst du mitbringen? Ein Dirndl oder ein Kleid mit Schürze, einen Topf, Bügeleisen oder eine Puppe.

Merkel, Schröder und Seehofer sind natürlich auch mit dabei. Seehofer steht über allen auf einer Leiter und trägt ein Banner mit der Aufschrift „Servus Betreuungsgeld, Pfiat´di Gleichstellung“.

Wer wir überhaupt sind? Das Bündnis „Änder das“. Wir sind Jugendverbände, die sich gegen die schwarz-gelbe Regierungspolitik stellen und eine Alternative aufzeigen. Mit dabei sind u.a. die Jusos, die Grüne Jugend, die DGB Jugend, die Naturfreundejugend und viele weitere. www.aenderdas.de

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Für die reale Gleichberechtigung

Nachdem Kristina Schröder auf Seite 169 ihres geistigen Ergusses „Danke, emanzipiert sind wir selber“ aus dem Vorwärts-Buch „Feminismus und morgen? Gleichstellung jetzt“ zitiert hat, bekommt das Bändchen von Inge Wettig-Danielmeier und mir wieder verstärkte Aufmerksamkeit. Ob Kristina Schröder das erreichen wollte? Ich weiß ja nicht… Natürlich ist sie mit meiner Analyse des Feminismus im allgemeinen und des Gender Pay Gap im besonderen nicht einverstanden – Gott sei dank 😉

Ich möchte dies jedoch trotzdem zum Anlass nehmen nocheinmal auf einen etwas älterne Artikel zur Veröffentlichung des Buchs, am Weltfrauentag 2011 im Vorwärts hinzuweisen: http://alt.vorwaerts.de/artikel/fuer-die-reale-gleichberechtigung

Auf dieser Veranstaltung musste ich mich übrigens auch schon mit Doris Schröder-Köpf über die Bedeutung der Frauenquote in Aufsichtsräten streiten (ich: klar will ich die Quote lieber heute als morgen, die SPD darf über diesem Prestige-Projekt jedoch die vielen Frauen im Niedriglohnbereich nicht vergessen). Weiß auch nicht, was immer mit mir los ist… 😉

ps: liebe Kristina, falls du das hier liest: das mit dem Gender Pay Gap haben viele nicht verstanden, ist nicht so schlimm. Einfach noch mal hier nachlesen: https://rheinsalon.wordpress.com/2012/04/17/was-von-der-diskriminierung-ubrig-bleibt/

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„Die Tiefstaplerinnen“

Frauen studieren, machen gute Abschlüsse, in Führungspositionen in Unternehmen schlägt sich das jedoch trotzdem nicht nieder. Warum das so ist, untersuchen Psychologinnen der Universität Iserlohn http://www.bits-iserlohn.de/de/bits-aktuell/2012/diversity-gerne-gleichstellung-nein-danke/

„Die Kompetenzeinschätzung im Kontext der Gehaltsverhandlungen kann bereits beim Berufsaufstieg für Hochschulabsolventinnen den ersten Grundstein für spätere Entgeltungleichheit im Beruf legen“, erklärt die Absolventin Pia Hahn. „Frauen müssen vor allem selbst aktiv werden, sich ihrer beruflichen Ziele bewusst sein und sich für diese einsetzen“. Mit einem sozialpsychologischen Modell will Hahn aufzeigen, welche Maßnahmen Hochschulen ergreifen müssen, um Hochschulabsolventen beiden Geschlechts schon bei der Gehaltsverhandlung die Basis für ein späteres gleiches Entgelt zu ermöglichen.

Diese interessante Studie und ihre Ergebnisse wurden auch in der letzten Sendung von Frau-TV aufgegriffen (5.4.2012). Der Beitrag ist (noch) unter http://www.wdr.de/tv/frautv/sendungsbeitraege/2012/0405/thema_4.jsp anschaubar. Weiterlesen

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Was von der Diskriminierung übrig bleibt

Wer über ungleiche Bezahlung oder den Gender Pay Gap redet, schreibt oder twittert kann sich sicher sein: Sofort kommt jemand, der die zitierte Statistik in Frage stellt. Weil einfach nicht sein kann was nicht sein darf. Diskriminierung? In Deutschland? 2012? Das gibts nicht. Das kann ja gar nicht sein. Da muss was an den Zahlen nicht stimmen. Da hat die Wissenschaft doch mit Sicherheit einen Fehler gemacht. Aber tatsächlich sind WissenschaftlerInnen nicht alle blöd. Einflussfaktoren von Entgelt wie Wochenarbeitszeit, Auszeiten oder unterschiedlich gut bezahlten Berufen können berücksichtigt und herausgerechnet werden. Was übrig bleibt sind ca. 8 Prozent Lohnungleichheit, die nicht anders erklärt werden können.

Glaubt ihr nicht? Dacht ich mir. Deshalb habe ich die beiden Wissenschaftlerinnen Lena Oerder und Sarah Lillemeier, die am WSI der Hans-Böckler-Stiftung zu Entgeltgleichheit forschen gebeten, die Aufdröselung des Gender Pay Gap nocheinmal genauer zu erklären:

Mit Erwerbsarbeit verdienen Männer in Deutschland durchschnittlich mehr Geld als Frauen. Die Diskussion über den Gender Pay Gap verläuft dabei häufig nach demselben Muster. Zunächst werden die 23 Prozent in den Raum geworfen. Nach dem ersten Schock ob dieser nicht unerheblichen Differenz werden die KritikerInnen auf den Plan gerufen. Dass man mit dieser Zahl überhaupt nichts aussagen könne, da sie ja offensichtlich die unterschiedliche Qualität und Quantität von „Männer-“ und „Frauenarbeit“ unberücksichtigt lasse.

Welche Aussagekraft haben nun die viel zitierten 23 Prozent? Klar ist, nicht alle Elemente, aus denen sich der Gender Pay Gap (GPG) zusammensetzt sind Entgeltdiskriminierung im rechtlichen Sinn. Wie Karin Tondorf anschaulich aufgezeigt hat, lässt sich der GPG in vier Ursachenkomplexe aufteilen. Es gibt zunächst Gründe für den Lohnunterschied, die weder ein Geschlecht diskriminieren, noch auf Chancenungleichheiten beruhen. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn Frauen und Männer verschiedenen Tätigkeiten mit unterschiedlichen Anforderungen nachgehen. Dann gibt es Erklärungen, wie zum Beispiel längere Auszeiten nach der Geburt eines Kindes, welche sich auf die Schwierigkeiten der Vereinbarkeit von Familie und Beruf beziehen. Frauen verdienen auch deshalb im Schnitt weniger Geld als Männer, weil sie teilweise bei Beförderungen diskriminiert werden. Dies kann (und sollte) moralisch wie rechtlich verurteilt werden – mit der Diskriminierung beim Entgelt für gleiche und gleichwertige Arbeit hat dies allerdings nur mittelbar etwas zu tun. Diese ist, und das lässt sich nun mal nicht leugnen, auch ein Teil der 23 Prozent. Das statistische Bundesamt benennt die Zahl mit 8 Prozent. Wie kommt es hierzu? Weiterlesen

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